Ein integratives Theaterstück, selbst geschrieben von der Klasse 6b
Eine verzweifelte Bauersfrau stürmt in das Bürgermeisterzimmer in Hameln und ruft: „Yo, Herr Bürgermeister, Bruder, ich schwör, so geht es nicht weiter, ne. Unsere Kammern sind leer, kein Getreide kein Brot!!“ Und der Bürgermeister antwortet genervt: „Ja, boa Alter, meinst du mir geht es besser??? Meine Kinder heulen mir ebenfalls die Ohren voll, bro!!“
Kommt euch das bekannt vor? Ja, es ist die Sage vom Rattenfänger von Hameln, der für die Entsorgung von abertausenden Ratten seinerzeit in der Stadt gesorgt hatte und dafür nicht von den Bürgern bezahlt wurde. Aus Rache hatte er alle Kinder mit seinem Flötenspiel aus der Stadt gelockt und entführt. Die Kinder blieben für immer verschwunden.
Ursprünglich hatten die Klassenleitung Frau Aicher und die Sozialpädagogin Frau Kopriva die Idee mit der Klasse ein Theaterstück zu entwickeln. Eigenes Thema, Entwicklung der einzelnen Rollen, Drehbuch schreiben, Regie führen, usw. Zunächst war dafür wenig Begeisterung in der Klasse zu spüren. Ziel dieser Idee war die Klassengemeinschaft mehr zu fördern und den Schülerinnen und Schülern das Medium Theater näher zu bringen. Der erste Versuch in diese Richtung ging erst mal schief. Einige Tage später wurde im Deutschunterricht die Sage vom Rattenfänger von Hameln durchgenommen, mit einer vorgegebenen Theaterszene, die den Anfang der Geschichte beschreibt.
Und dann kam die ganze Sache in Fahrt! Ruckzuck wurden mit Hilfe von Frau Aicher und Frau Kopriva die Rollen verteilt und die Schüler wuchsen mit jeder Probe in ihre Rollen mehr hinein. Sie halfen sich untereinander mit den Texten und übten auch außerhalb der Sozialtrainingsstunden. Schülern, denen das Lernen sonst schwerfällt, taten sich plötzlich viel leichter. In kürzester Zeit konnten alle ihren Text auswendig. Es spielte überhaupt keine Rolle mehr, wer was wie sagte, mit und ohne Muttersprachen-Akzent, völlig egal. Auch die Schüler, die erst seit kurzem in der Klasse waren und bis jetzt noch kaum Deutsch sprechen, meisterten ihren Text mit Bravour. Die ganze Klasse hatte an der Szene so viel Freude, dass sie selbst die Geschichte als zweite Szene weiterschrieben. Alles, was wir uns für die Schülerinnen und Schüler überlegt hatten, führten sie jetzt von selbst aus!! Frau Kopriva sorgte mit der Klasse für Requisiten und Kostüme, die ja schließlich zu einem richtigen Theaterstück dazu gehören.
Der Höhepunkt war die Aufführung des Stücks an unserem Sommerfest im Juni vor den Eltern der Klasse 6b. Auch unsere Schulleitung Frau Albert und Herr Stümpfl saßen im Publikum. Es gab minutenlangen Applaus von den Zuschauern und ein ganz dickes Lob von der Schulleitung.
Aber das war noch nicht der Abschluss dieses Projekts! Die Schülerinnen und Schüler wollten gerne das Stück noch in ihre Jugendsprache umschreiben. Bei der Umsetzung hatten wir gemeinsam sehr viel Spaß und auch bei den Proben haben uns die Akteure total begeistert. Die Schüler wuchsen mit ihren Aufgaben über sich hinaus. Leider konnten wir die 6b nicht davon überzeugen, ihr Stück in Jugendsprache bei der Schulvollversammlung aufzuführen. Aber vielleicht kommt ja doch nochmal der richtige Zeitpunkt dafür. :-)